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Thema: Schule heute
Schulamtdirektor im Kirchendienst beim letzten Kairos
Das Ohr am Herzen der Schüler haben
Burghausen (hab) Der Jahrestag des Mauerfalls am 9. November mit den damit einhergehenden Veränderungen diente den Veranstaltern des Kairos (Haus der Begegnung „Heilig Geist“, KLB und KBW) als Anlass, einen Lehrer einzuladen. Konrad Bürgermeister aus Passau, Volksschullehrer und Theologe und jetzt zuständig in der Diözese Passau für die Aus- und Fortbildung aller, die Religionsunterricht erteilen, schilderte sehr anschaulich die Situation: Der Religionsunterricht genießt eine hohe Akzeptanz bei den Eltern aber eine mindere Akzeptanz bei den Schülern. Mit diesen unterschiedlichen Erwartungen umzugehen, kann für manche Lehrer sehr enttäuschend sein: „Wenn man schaut, was rauskommt, ist’s umsonst“, so zitierte Bürgermeister einen unterrichtenden Pfarrer. Messbar sind die Erfolge nicht, daher ist es ein sehr demütiger Dienst, ein „Saatkorn-Dienst“, der mit den gegebenen Bedingungen zu arbeiten hat. Zu diesen zählt Bürgermeister den Individualismus, („Ich bin wer, ich gelte etwas, ich schaue, was mir gut tut“), die Vielfalt der Meinungen und Lebensmuster und das geänderte Kirchenverständnis. Gradmesser für den Erfolg des Religionsunterrichts darf nicht die Kirchenbesucherzahl sein! Sondern Ziel des Religionsunterrichts ist der Schüler mit seinen Fragen und Problemen und Bürgermeister kann rückblickend sagen, dass der Religionsunterricht mit seinem Konzept noch nie so nah am Schüler war wie heute. Die Religionslehrer haben das Ohr am Herzen der Schüler und ihr Ziel ist es, leben zu helfen. Da es dafür aber keine messbaren Kriterien gibt, ist der Religionsunterricht ein bedingungsloser, selbstloser Dienst der Kirche und der Lehrerinnen und Lehrer, um Menschen zu gelingendem Leben zu begleiten und in den Kindern das Vertrauen zu fördern, dass sie in ihrem Leben mit Gott rechnen können. Es wird weder indoktriniert noch doziert, sondern der Lehrer erzählt Erfahrungen der Menschen, läßt den Erfahrungen und Fragen der Kinder Raum, ohne fertige Antworten parat zu haben. Der Religionsunterricht ist eine Riesenchance, das Wesentliche sind nicht die Inhalte, sondern die glaubwürdigen Lehrerinnen und Lehrer, zu denen Kinder eine Beziehung aufbauen können. Da der Religionsunterricht auf die ständig sich verändernde Zeit zu antworten hat, verändert er sich ständig und mit den Mitteln, Zielen und Inhalten der '70iger Jahre kann heute nicht mehr hineingegangen und auch nicht gemessen werden. Die optimistische und dennoch klare, die Situation nicht beschönigende Haltung des Schulamtsdirektors i. K. hatte eine lebhafte Diskussion zur Folge, in der mehrere Kairosteilnehmer die Wirkungen ihres Religionsunterrichtes in späterer Lebenszeit beschrieben und erzählten, was geblieben ist: „Geblieben ist, dass Gott über allem ist“. „Religion und Kirche war etwas, da musst was, da darfst was nicht“. „Früher hat der Religionsunterricht mit Angst und Leistung gearbeitet: Diese Bedrohung zu durchbrechen ist im Sinne unseres Gottes. Viele junge Menschen erleben Gott als einen, gegen den man sich das Leben erkämpfen muss. Das ist aber nicht der Vater unseres Herrn Jesus Christus. Er ist ein Freund des Lebens in Fülle.“
Hedwig Beier